Berlin, 25.11.2016: Beim aktuellen Parlamentarischen Frühstück der Plattform Forst & Holz zu dem Thema „Bauen mit Holz“ überreichte deren Sprecher Steffen Rathke, der Politik fünf Forderungen, mit denen die Potenziale des Holzbaus künftig noch besser ausgeschöpft werden sollen. Die Forderungen umfassen die Erweiterung von Wohnraum in Ballungszentren, den Klimaschutz, die regionale Wertschöpfung, die Forschungsförderung sowie den Abbau rechtlicher Hemmnisse in bestehenden Gesetzen.

Zwei Referenten beleuchteten bei der Veranstaltung am 23. November 2016 im Reichstag unterschiedliche Aspekte des Holzbaus: Während Jörg-Andreas Krüger vom World Wide Fund For Nature (WWF) einen Schwerpunkt auf die Ökobilanz des Rohstoffes Holz sowie die Prämissen des Klimaschutzplanes legte, stellte Architekt Martin Seelinger die praktischen Aspekte und technischen Möglichkeiten des Bauens mit Holz vor. Die Beiträge wurden von den anwesenden Mitgliedern des Bundestages sowie den Vertretern der Forst- und Holzbranche positiv aufgenommen und entsprechende Lösungsansätze diskutiert.

Gerade mit Blick auf die Reduzierung der CO2-Emissionen kann das Bauen mit Holz einen entscheidenden Beitrag leisten. „Ohne Holzbau werden wir unsere Klimaschutzziele nicht erreichen“, so der Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Chris Kühn. „Wir brauchen endlich in Deutschland eine nationale Holzbaustrategie.“

In der Diskussion wurde darüber hinaus jedoch auch deutlich, dass die nachhaltige Forst- und Holzwirtschaft nicht nur einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leistet. Das Bauen mit Holz trägt dazu bei, zentrale Herausforderungen der kommenden Jahre zu meistern: vom Wohnraumbedarf über den Klimawandel bis hin zur Stärkung der ländlichen Räume durch das Cluster Forst und Holz.

„Letztlich stellt sich nicht die Frage, ob Holz eine größere Rolle spielt, sondern welche Rahmenbedingungen die deutsche Forst- und Holzwirtschaft benötigt, um die Potenziale des Holzbaus für die Zukunft zu erschließen“, so Steffen Rathke, Sprecher der Plattform Forst & Holz sowie Vizepräsident des Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverbandes e.V.

Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates e. V. bekräftigt, dass dafür ein bedarfsgerechtes Rohholzaufkommen sowie der Erhalt eines nennenswerten Anteils an Nadelholz Grundlagen für den langfristigen Erfolg sind. „Bewirtschaftete Wälder sind das Rückgrat der Klimaschutzleistungen der Forst- und Holzwirtschaft und ermöglichen eine unumstritten gute Treibhausgasbilanz für den weiteren Holzbau.“

Die Zukunftsoffensive Holzbau ist eine gemeinsame Initiative der Plattform Forst & Holz und dem WWF. Jörg-Andreas Krüger, Bereichsleiter Biodiversität des WWF dazu: „Alle gesellschaftlichen Ebenen sind gefordert, ressourcen- und klimaschonendes Bauen voranzubringen. Bestehende rechtliche Hemmnisse sollten daher schnellstmöglich abgebaut werden.“

Eine klimagerechte Politik sollte künftig nicht nur Energieeinsparung oder Wärmeeffizienz vorantreiben, sondern die gesamte Treibhausgasbilanz von Produkten (Product Carbon Footprint) betrachten. Ein Anfang wäre beispielsweise eine CO2-Einsparverordnung im Bausegment – denn hier ist Holz anderen Baumaterialien im wahrsten Sinne des Wortes „haushoch“ überlegen.

Zukunftsoffensive Holzbau

1. Wohnraum in Ballungszentren effektiv erweitern

Bauen mit Holz kann einen entscheidenden Beitrag leisten, das dringend benötigte Wohnraumangebot in Ballungsgebieten zu erweitern. Dabei ermöglichen ein hoher Vorfertigungsgrad der Bauelemente sowie das geringe Gewicht eine schnelle und effiziente Aufstockung und Nachverdichtung von Bestandsgebäuden in dicht besiedelten Gebieten. Darüber hinaus verfügen Holzgebäude von Natur aus über hervorragende Dämmeigenschaften, die bei der Wärmewende eine bedeutsame Rolle einnehmen können.

2. Klimaschutz und Ressourceneffizienz aktiv fördern

Eine langfristige Verwendung von Holz in Bauprodukten ist ein effektiver Weg eines nachhaltigen Klimaschutzes und einer effizienten Nutzung von Ressourcen: Als Baustoff ist Holz optimal in der Lage Kohlenstoff dauerhaft und langfristig zu speichern. Darüber hinaus können durch die Substitution energieintensiver Materialien, wie Stahl und Beton durch Holz der Primärenergieverbrauch und die CO2-Emissionen deutlich reduziert und damit ein wichtiger Beitrag zur Steigerung der Energieeffizienz und Ressourcenproduktivität geleistet werden.

3. Regionale Wertschöpfung nachhaltig steigern

Das Cluster Forst und Holz nimmt in Deutschland eine bedeutende industrie- und strukturpolitische Rolle ein. Vorwiegend in ländlichen Regionen erwirtschaften mehr als 1,3 Mio. Beschäftigte in rund 185.000 Betrieben jährlich einen Gesamtumsatz von 180 Mrd. Euro. Der verstärkte Einsatz von Holz aus nachhaltig bewirtschafteten heimischen Wäldern für Bauprodukte würde im Sinne der Ressourceneffizienz ohne lange Transportwege damit entscheidend zur Entstehung neuer Arbeitsplätze und Wertschöpfung in den ländlichen Regionen beitragen.

4. Gesetzliche Rahmenbedingungen dauerhaft verbessern

Das Bauen mit Holz wird entscheidend durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen beeinflusst. Ziel sollte es daher sein, den Holzbau als selbstverständliche und gleichberechtigte Möglichkeit zu den konventionellen Baumaterialien in der Musterbauordnung zu etablieren, in den Landesbauordnungen entsprechend zu verankern sowie deren Harmonisierung stetig voranzutreiben. Diese rechtliche Gleichstellung ist für die Entfaltung der Potenziale des Holzbaus eine entscheidende Voraussetzung.

5. Innovationsfähigkeit und Technologiekompetenz langfristig vorantreiben

Wissen, Innovationsfähigkeit und Technologiekompetenz sind die entscheidenden Faktoren, die die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf dem internationalen Markt bestimmen. Um auch im Holzbau eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung von innovativen Produkten, Verfahren und Dienstleistungen einzunehmen, ist die Förderung des Wissens- und Technologietransfers durch eine stärkere Verankerung des Holzbaus in Forschung, Ausbildung und Lehre ein zentrales Element.

Zusatzinformationen:

Die Plattform Forst & Holz wurde im Mai 2007 vom Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR) und dem Deutschen Holzwirtschaftsrat (DHWR) ins Leben gerufen und vertritt die gesamte Holzwirtschaftskette vom Wald bis zum Endprodukt. Mit einem jährlichen Gesamtumsatz von 181 Mrd. Euro, rund 128.000 Unternehmen und 1,1 Mio. Beschäftigten hat die holzbasierte Wertschöpfung einen hohen Stellenwert für die Wirtschaftskraft und die Beschäftigung in Deutschland und gilt als eine der Schlüsselbranchen insbesondere im ländlichen Raum.